Indonesien: Java und die unerträgliche Langsamkeit des Seins
Ja, dieses Land ist gewaltig groß, also groß im Sinne von weit. Weiter als die USA. Dass das so ist, merkt man vor allem, wenn man dort ist. Man nimmt es beim Planen auch irgendwie wahr, will es aber nicht so richtig glauben. Deshalb packt man auch viel zu viele Stops ein und wundert sich dann, warum man so viel unterwegs ist. Schön war’s trotzdem!
Über 17.000 Insel, wo starten?
“Jakarta ist furchtbar", “Also diese Hauptstadt dort - ein Horror”, “In dieses Moloch wollen wir nie wieder”. Der Ruf von Jakarta ist dermaßen verlockend, dass wir uns dieses Spektakel sicher nicht entgehen lassen wollten. Und ja - es strahlt nicht die Wohlfühlatmosphäre eines südtiroler Bergchalets aus und ja, die Luft ist auch eine andere, als in den Dolomiten. Trotzdem hat die Stadt einen gewissen Charme und der liegt zu 100% an ihren Einwohner:innen. Nirgends - und das gilt für Indonesien allgemein - wurden wir bisher freundlicher empfangen und betreut, als in Indonesien. Dabei ist Jakarta keine Ausnahme. Mopeds wichen uns aus, andere Menschen hielten den (8-spurigen!) Verkehr an, um uns die Straßenüberquerung zu erleichtern. Man winkte uns, begrüßte uns und stand freiwillig Pose für ein Foto. Anders als in anderen Großstädten dieser Art reihten sich Wolkenkratzer an Slums und man ist sich nie so sicher, in welcher Nachbarschaft man sich gerade befindet. Einzig der alles durchdringende Geruch von Abgasen durchzog jede noch so kleine Seitenstraße in die wir einkehrten - und der von Essen, entweder in gekochtem, oder bereits verdautem Zustand.
Yogyakarta
Yogyakarta ist nett. Im direkten Vergleich zu Wien sicherlich auch laut, voll und heiß, aber nach einem langen Flug, Jetlag und einer Nacht in Jakarta ein willkommener erster Relax-Stop. Die Stadt selbst ist für alles rund um das Thema “Batik” bekannt. Da hielten wir uns aber zurück. Sonst klassische Strawanzel-Stadt mit gutem Essen an jeder Ecke, einem Wasser-Schloss und vielen, vielen Babykatzen.
Nepal van Java
Da wir ja nicht zum Spaß verreisen und uns nach 1,5 Tagen schon etwas langweilig wurde, entschieden wir uns für einen kleinen Ausritt in das höchstgelegene Bergdorf (auf Java). So hoch, dass es umgangssprachlich Nepal van Java genannt wurde. Allerdings von den Holländern. Also, Google Maps heruntergeladen, Moped gemietet (wird für 6€/Tag zur Unterkunft gebracht und wieder geholt) und ab ging es in das 1.600m hoch gelegene Dorf. Nach der Ankunft in unserer Behausung stellten wir fest, dass wir an diesem Tag sogar ganz besonderes Glück hatten, da wir gerade rechtzeitig zum alljährlichen Muezzin-Gebets-Battle ankamen. Die etwas ungewohnte (und bis irgendwann am frühen Morgen andauernde) Geräuschuntermalung konnte der Schönheit dieses Ortes allerdings nichts anhaben. Möglicherweise erreichte uns auf diesem Wege auch die ein oder andere präventive Segnung für unsere weitere Reise.
Borobudur, Prambanan und noch ein Sonnenaufgang
Wahrscheinlich unterbewusst hegten wir den Plan, alle Sonnenaufgänge, die wir in Wien nicht mitbekamen auf Java nachzuholen. Wenn man schon einen gesehen hat, fällt der zweite auch nicht mehr so schwer. Natürlich mit Anfahrt und vorherigem Aufstieg. Diesmal allerdings nicht mehr ganz so alleine, wie noch in Nepal v.J.
Auf nach Surabaya!
Surabaya muss man grundsätzlich nicht auf seine Liste packen. Das weiß die Stadt sicher auch - sie lebt aber gut damit, dass es eben wenige städtische Übernachtungsalternativen gibt, wenn man zum quasi “schönsten” Vulkan des Landes möchte, dem Mount Bromo. Alleine die Zugfahrt nach Malang war schon wesentlich minder luxuriös, als jene von Jakarta nach Yogyakarta. Kein Essen, keine bequemen Sitze, keine Klima… Immerhin hatten die Sitznachbarn links und gegenüber allesamt kürzere Beine und ich dadurch einen kleinen Vorteil.
Eine Kleinigkeit die definitiv FÜR Surabaya spricht, sind die pfeilschnellen Ampelumschaltungen. Da könnte sich Wien tatsächlich noch was abschauen. Das war’s dann aber auch.
So schnell kannst gar nicht schauen!
Bromo-Touren werden überall angeboten und befinden sich großteils auch in ähnlichen Preisklassen. Unglücklicherweise starten sie meist gegen 03:00 in der früh, wobei man via Taxi und anschließendem Bus zu seinem Bromo-Jeep (inkl. Fahrer und Guide) gebracht wird. Damit einhergehend kommen dann die Erfahrungen mitten in der Nacht auf abgelegenen Bahnhöfen seine Zeit vertreiben zu müssen bzw. zu lernen, wie man auf Bahasa nach der Toilette fragt, nachdem man sich in der Bahnhofsreste zu einem Mitternachts-Chilli-Wettessen hinreißen lies. Als diese linguistische Meisterleistung vollbracht war, ging es auf der harten Rückbank eines Toyota-Geländewagens aus den 1960ern Richtung Bromo. Das heißt, ca. 1 Stunde auf einen Berg, dann 1,5 Stunden durch eine (noch immer dunkle) Wüste und dann noch eine knappe weitere Stunde auf einen anderen Hügel. Und nein, wir waren nicht die einzigen. Das Problem, wer später ankommt, bekommt keinen Parkplatz. Also lieferten sich alle Jeeps einen löblichen Wettkampf um die vorderen Plätze. Unser Fahrer schnitt dabei ziemlich gut ab.
Bushaltestellen irgendwo im Nirgendwo, alleine mit 2343 Gelsen.
Auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt bereits weitaus länger wach waren, als gedacht, zahlte sich der Aufwand auf jeden Fall aus. Nach einem immensen “Aufstieg” von ca. 50 Metern bot sich uns ein Ausblick, der nur schwer in Worte zu fassen war. Ja, den Bromo sieht man öfters auf Postkarten und ja - es ist kein Geheimtipp aber spätestens jetzt war uns auch absolut klar, warum.
Blick auf den Mount Bromo um ca. 05:00
Spätestens jetzt hatte unser Guide erkannt, dass wir ihm keine großen Sorgen bereiten werden und übergab uns an seinen Fahrer. Er hatte wohl auch bereits mehrere Ausflüge hinter sich und wollte sich einen früheren Nachmittag gönnen. Er würde uns noch bis zum Schwefelvulkan begleiten und uns dann mit dem Fahrer wieder - ganz langsam und mit 1-2 Stopps - auf den Heimweg schicken. Vorher gab es natürlich noch das ein oder andere Fotoshooting an den “Secret” Spots.
…. irgendwann hatte der Tag dann aber auch schon knapp 40 Stunden und wir freuten uns - auch wenn’s noch so schön war - wieder auf unser sehr, sehr unspektakuläres Zimmer in Surabaya. Von dort aus ging es dann (inklusive einem sehr ungeplanten und unklaren Zwischenstopp) Richtung Sumatra.