Albanien: Der Süden

Wenn man sich in Tirana jedes Bunkermuseum angesehen, jedes Fleischwürstel verkostet und an jedem hervorragend gezauberten Cocktail genippt hat, kann man auch wieder einmal weiter fahren. Nachdem der Norden soweit schon einigermaßen abgegrast wurde, geht’s weiter in den Süden.

Reisemöglichkeiten

Da das Bahnnetz in Albanien ziemlich überschaubar ist und die Busfahrten zu sporadisch abfahrend, haben wir uns für den Klassiker entschieden - Mietwagen. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation (oder vielleicht auch weil wir keine Locals waren), mussten wir ca. 100€/Tag für einen kleinen Suzuki einplanen. Angeblich geht’s auch günstiger, aber dafür fehlten uns wohl die richtigen Kontakte. Ansonsten ist ein Mietwagen - sobald man sich an den lokalen Fahrstil etwas angepasst hat - eine feine Sache und man kann unterwegs noch ein paar Mini-Highlights abklappern.

Der Llogara Pass

wäre ein solches Highlight. Einerseits, weil es sich dabei um einen wirklich schönen, kurvigen Bergpass handelt, auf dem wir unserer kleinen Rennsemmel wirklich alles abverlangen konnten, zum anderen auch, weil wir sicherlich mit der lächerlichsten Motorisierung aller Passfahrzeuge unterwegs waren. Die schiere Dichte an Sportwägen, die bereits in Tirana auffällig war, zog sich bis in den Süden fort. So sehr ich mich um einen einigermaßen sportlichen Fahrstil bemühte, gegen Mercedes G-Klassen und Audi Q7 war ich chancenlos. Außerdem war ich ehrlich auch einfach zu feig. Am Llogara-Pass kann man übrigens auch - wenn man will - eine kleine Wanderrunde einbauen. Wir wollten. Nachdem Albaner:innen zwar sehr gerne Sportautos fahren, aber offenbar ungern wandern gehen, hat man hier meist sehr viel Platz für sich alleine.

Wenn man die (eher kleine) Runde fertig gelaufen ist und ein paar Kilometer weiter fährt, kann man sich übrigens einen wunderschönen Foto-Blick in den Süden abholen - Bunker, tote Ziege und viele andere Lokaltouristen inklusive. Offensichtlich ist, dass dem Meer entlang unglaublich viel gebaut wird. Vielleicht hat uns der ein oder andere Vermieter erklärt, dass das mit eher undurchsichtigen Geldbewegungen (vom Ausland nach Albanien) zu tun haben könnte und sich eben das Bauen von Ferienresidenzen dafür ganz gut anböte. Aber was weiß ich schon.

Bevor wir unsere Zieldestination in Himare ansteuern konnten, schoben wir noch einen kurzen Zwischenstopp in Vlore ein. Vlore selbst ist genau so, wie man sich eine Küsten-Boom-Stadt mit nur einer Hauptstraße vorstellt. Viele Bars, viele Strände, unglaublich viele Autos und eben nur eine Hauptstraße (inkl. einer kleinen Umfahrungsstraße, die Google Maps aber nicht von selbst findet…). Es gibt einige B&Bs etwas außerhalb der Stadt, die ziemlich preiswert sind und außerdem einen wirklich feinen Blick auf’s Meer bieten können. Außerdem nutzten wir die Gelegenheit, um die Eltern von einem meiner besten Freunde zu besuchen, die den Sommer über an der Küste verbringen. Wenn man also jemanden vor Ort kennt bzw. keinen Reisestress hat, dann ist Vlore sicher einen Zwischenstopp wert.

Welcome Drink: Raki, Obst in Raki und dazu ein kleines Glas Wasser

Himare

Die - nicht nur geografische - Nähe zu Griechenland merkt man frühestens beim ersten Blick in die Speisekarte. Überall findet man Gyros, Suflaki und andere griechische Schweinsanbratungsmöglichkeiten.

Davon abgesehen waren wir uns absolut sicher, dass das jenes Albanien ist, von dem immer geschwärmt wird. Sehr viele, sehr schöne weiße Strände… Diese schaut man sich am besten (Vorsicht, Pro-Tipp!) im Rahmen einer kleinen Wanderung an.

Bei den Strandtypen ist so ziemlich alles dabei. Stadtstrand, VIP-Strand, Felsküstenbucht…. gute Schuhe braucht man halt. Und Sonnencreme.

Auch wenn das Kulinarische im Süden jetzt nicht ganz mit Tirana mithalten kann, gibt’s doch einen Laden, der besonders hervorgestochen ist. Alleine schon wegen der unwirklich positiven Reviews auf Trip Advisor mussten wir uns das Cafe KANDA einmal anschauen gehen und - was soll man sagen - wir wurden nicht enttäuscht. Das Essen war einfach und gut, der Kellner Grieche und eigentlich nur Ersatz, Katzen, Kinder, Papiertischtuch und Rundum-Show inklusive. Griechischen Wein und Raki gab es natürlich auch. Mehrmals.

Zum Abschluss gönnten wir uns noch eine Nah-am-Wasser-Shisha. Wer weiß, wann wir wieder zu einer kommen. Wäre die Musik nicht nach 10 Minuten in ein eher unwirklich lautes Hardcore-Techno umgeschwenkt, wären wir vielleicht auch noch etwas geblieben.

Zurück nach Tirana geht’s wieder über die selbe Strecke. Immerhin wird seit 2021 an einem Tunnel gearbeitet, der den Nordteil des Landes dann mit dem Süden verbinden soll. Ob es dann ruhiger wird, darf aber bezweifelt werden.

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