Indonesien: Pulau Weh, oder “so, wie Bali vielleicht einmal war”
Weil wir ja etwas erleben wollten und drei Inseln in drei Wochen vollkommen machbar erschienen, reisten wir als quasi “Dschungel-Kompensationsprogramm” an den äußersten Teil von Sumatra, ins Schariagebiet “Aceh”. Auch wenn man schnell merkt, dass hier Religion eine größere Rolle spielt und wir uns häufig als die einzigen (offensichtlich nicht muslimischen) Touris fühlten, hatten wir durchwegs nie das Gefühl auf irgendeine Art unwillkommen zu sein. Um möglichen Missverständnissen bezüglich eines gemeinsamen Hotelzimmers vorzubeugen, mieteten wir uns im besten Hotel der Stadt ein. Dieses hatte spätestens nach unserer Ankunft voraussichtlich den größten Anteil internationaler Tourist:innen und würde bezüglich (nicht vorhandenem) Ehezertifikats wohl kein großes Theater veranstalten. Die Vermutung gab uns recht und nach 1-2 verschmitzten Blicken des Rezeptionisten, ob wir “together one room sharen” war die Sache auch schon erledigt.
Banda Aceh
Ohne jetzt näher auf die kürzliche Geschichte der Flutkatastrophe von 2004 einzugehen - wir bekamen von zahlreichen Taxifahrern, Kaffeeverkäufern und Mopedverleihern eine jeweils eigene (und unvorstellbar tragische) Familienverlustgeschichte erzählt. Dass von einer völlig zerstörten Stadt vor allem die Moscheen (auch aufgrund ihrer verhältnismäßig massiven Bauweise) stehen blieben, schürte den Glauben in der Region nochmals zusätzlich an. Österreich, das lernten wir im Tsunami-Museum, war damals ein verhältnismäßig großer Sponsor im Wiederaufbau. Das wusste so ziemlich jede Person, mit der wir ins Reden kamen. Vielleicht auch deshalb fühlten wir uns durchwegs besonders willkommen.
Der Tsunami 2004 hatte eine solche Wucht, dass ein komplettes Tankschiff quasi in die Mitte der Stadt gespült wurde. Da es wohl zu umständlich und teuer war, den Tanker zu zerlegen, entschied man sich dafür, diesen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und durch den Eintritt ein paar geringe Zusatzeinnahmen für die Stadt zu generieren.
Ansonsten beschreibt die Stadt Banda Aceh sicher das Wort “nett” am besten. Die Menschen sind freundlich, wenn auch etwas schüchterner, als in den anderen Orten, der Verkehr ist (relativ gesehen!) überschaubar und das Essen, wie überall, fantastisch.
Banda Aceh war grundsätzlich jedoch nur als Zwischenstopp angedacht, deshalb ging es am nächsten Tag weiter nach Pulau Weh - ein Inselvorsprung vor der Region Aceh und wohl der westlichste Zipfel des Landes. Im Nachhinein kann ich nicht nachvollziehen, wie die Entscheidung für diesen Inseltrip gefallen ist, oder warum es genau diese Insel werden sollte. Da aber alleine die Hinfahrt bereits etwas sehr Entdeckerisches hatte, macht das aber auch nichts.
Etwas untypische musikalische Untermalung auf der Hinreise...
Es fällt mir tastsächlich etwas schwer, groß und ausführlich über eine wunderschöne kleine Insel zu schreiben. Der Touristenhype scheint hier erst langsam angekommen zu sein und - ohne jemals auf Bali gewesen zu sein - stelle ich es mir ein wenig so vor, wie Bali vor ca. 40-50 Jahren gewesen sein könnte. Wenn auch größer und nicht muslimisch. Also glasklares, türkises Wasser, wenig Verkehr, eine (!) sehr gut ausgebaute Straße, auf der man um die gesamte Insel kommt. Speisetechnisch sehr fischlastig (nona), aber extrem gut, super frisch und so günstig, dass wir uns fast ein wenig geschämt haben. Laut Wikipediaeintrag plant die internationale Dublin Port Company im größten Ort der Insel in den nächsten Jahren einen der größten Containerhäfen Asiens zu bauen. Bis dato war davon noch nichts zu sehen. Wir fanden das sehr erfreulich.
Schon etwas authentischer...
Nach der Rückfahrt und einer weiteren Nacht in Banda Aceh ging es über Jakarta wieder Richtung Wien.
Summa sumarum: Super Gegend, auch im Sommer großteils gut bereisbar, nette Leute, gutes Essen, (abgesehen von Highend Lokalen in Jakarta) sehr günstig. Aufgrund des ökologischen Fußabdruckes (den ich nach dieser Reise sicherlich wieder länger kompensieren muss) nix für jeden Sommer, aber definitiv eine super Destination für eine einzigartige Reise in eine doch eher fremde Region. Ich weiß nicht, ob ich jemals nach Bali reisen möchte - ich tauche zu wenig und die Bali-Crowd scheint mir eine sehr eigene zu sein - aber Java und/oder Sumatra sind wärmstens zu empfehlen.
Authentizität gewinnt halt immer